Wer über 40 ist, hat es auf dem Arbeitsmarkt nicht immer leicht. Viele Unternehmen bevorzugen jüngere Bewerber. Die Arbeitslosenquote steigt ab 45 mit zunehmendem Alter an. Bei der Bewerbung sollten Sie deshalb diese 10 Tipps beachten.
In Ihrem Berufsleben haben Sie ein Netzwerk aufgebaut, seien es ehemalige Kollegen, Kunden, Auftraggeber oder auch Konkurrenten. Dieses Netzwerk lässt sich bei der Jobsuche nutzen. Scheuen Sie sich nicht, diese Menschen anzusprechen. Selbst wenn sie keinen Job für Sie haben, können sie oft mit Tipps und Hinweisen helfen.
Nicht die Erfahrung ist der große Pluspunkt aus Ihrer langjährigen beruflichen Tätigkeit, sondern die dabei erworbenen Kompetenzen. Es ist also nicht so wichtig, wie lange sie eine Stelle innehatten, sondern was sie dabei lernen konnten.
Das Anschreiben sollte mehr als ein ausformulierter Lebenslauf sein. Beschreiben Sie, warum Sie die beste Person für die Stelle sind. Dabei sollten sie ruhig auf ihre Erfahrungen verweisen, aber immer im Hinblick auf die Frage, was sie dort gelernt haben.
Auch im Lebenslauf sollten die Kompetenzen im Vordergrund stehen. Stationen, die Ihnen für die gesuchte Stelle wichtige Kenntnisse vermittelt haben, müssen besonders hervorgehoben werden. Erklären Sie, was Sie bei dieser Tätigkeit für die Stelle gelernt haben, auf die Sie sich bewerben.
Der große Pluspunkt von über 40-Jährigen ist die Erfahrung. Wichtig ist es deshalb, die entscheidenden Punkte im Lebenslauf nicht hinter einem Wust unwichtiger Positionen und Stationen zu verstecken. Wer sich mit Mitte 20 bewirbt, listet oft noch jede Praktikumsstelle im Lebenslauf auf. Nach meist mehr als 20 Jahren im Beruf ist das unnötig. Bei einem Wechsel innerhalb der Firma muss nicht jede Veränderung des Titels angegeben werden. Wer 10 Jahre für das Controlling in der Region Südwest und 5 Jahre für die Region Südost verantwortlich war, kann das meist unter „Controlling“ zusammenfassen.
Wer bereits eine Leitungsfunktion innehatte, sich jetzt aber auf eine „normale“ Stelle bewirbt, sollte die Leitung nicht zu sehr herausstellen. „15 Jahre Controlling, davon fünf in leitender Funktion“ reicht oft aus. Anders ist es natürlich, wenn es um die Bewerbung auf eine Leistungsstelle geht.
Warum werden ältere Arbeitskräfte trotz ihrer Erfahrung oft nicht berücksichtigt? Das hat verschiedene Gründe. So wird angenommen, dass sie häufiger krank und weniger belastbar, bzw. weniger zu überlangen Arbeitszeiten bereit sind, vor allem wenn sie Kinder haben. Außerdem gelten sie als nicht mehr so anpassungsfähig und festgefahrener.
Machen Sie deshalb klar, dass Sie trotz Ihres fortgeschrittenen Alters weiterhin bereit sind sich weiterzuentwickeln. Sie können das beispielsweise vermitteln, indem sie erzählen, was Sie in jüngster Zeit gelernt haben. Das muss keine formelle Weiterbildung gewesen sein, vielleicht haben Sie sich in ein neues Programm eingearbeitet, eine neue Programmiersprache gelernt oder Ihre Kenntnisse über das Arbeitsrecht aktualisiert.
Dass Sie Ihren Veränderungswillen betonen, heißt aber nicht, dass Sie ihre Erfahrungen aus der Vergangenheit verschweigen. Schließlich ist das ein großer Pluspunkt. Vielleicht haben Sie sich gerade in das Thema Design im Printbereich eingearbeitet, nachdem Sie 20 Jahre lang vor allem Online-Projekte designt haben. Verweisen Sie dann auf Ihre neu gewonnenen Kenntnisse, beschreiben Sie aber auch, was sie in das Team dadurch einbringen können, dass sie auch andere Formen der Gestaltung kennen.
Fangen Sie Ihre Bewerbung nicht mit den Worten an: „Obwohl ich bereits über 40 Jahre alt bin …“. Schließlich ist Ihr Alter keine Einschränkung, sondern Ihre Stärke. Allerdings sollten Sie es auch nicht überbetonen und den Eindruck erwecken, es sei Ihre einzige Qualifikation.
Fragen Sie sich deshalb zuerst, was Sie auf die Stelle mitbringen können und beschreiben Sie es. Das Alter muss kein Thema sein, Sie können es aber zu einem machen, wenn es sich anbietet. Menschen über 40 sind eine wichtige Kundengruppe, vielleicht können Sie dabei helfen, diese besser zu erreichen.
Möglicherweise werden Sie im Vorstellungsgespräch Sätze hören wie „Mit gefällt Ihre lange Berufserfahrung, aber sind Sie mit den modernen Ansätzen ausreichend vertraut?“. Die meisten Menschen fangen dann an sich zu verteidigen und erklären, warum sie nicht zum alten Eisen gehören. Doch das kann beim Gegenüber den Eindruck noch verstärken, dass die Vorurteile richtig waren.
Verfolgen Sie stattdessen die gegensätzliche Strategie. Gehen Sie auf den ersten Teil des Satzes ein und erklären Sie Ihre Stärken. In einem Nebensatz dürfen Sie dann auch die Kritik entkräften. Am Ende werden Personalentscheidungen oft zu einem guten Stück emotional getroffen. Wer dann hauptsächlich über seine Schwächen geredet hat, bleibt negativer im Gedächtnis.
Oft wird die Person auf der anderen Seite des Schreibtischs genauso alt sein wie Sie, denn ein Großteil der Beschäftigten in Deutschland ist über 40. Dann können Sie anders argumentieren als bei einem jungen Gegenüber. Wenn Sie erklären, dass Sie aufgrund Ihrer langen Berufserfahrung viele Probleme als weniger dramatisch erleben, wird das bei vielen jungen Menschen eher als Beweis gesehen werden, dass Ihnen die nötige Dynamik fehlt, ein älterer wird Ihnen dagegen eher zustimmen.
Generell sollten Sie allerdings mit Verallgemeinerungen vorsichtig sein. Sprechen Sie also nicht von „Menschen über 40“, sondern von „ich“.
Wie im Lebenslauf gilt auch bei den beigelegten Zeugnissen, Urkunden und Zertifikaten, dass weniger manchmal mehr sein kann. Dies gilt vorrangig dann, wenn Sie die Bewerbung online verschicken und die Zeugnisse einzeln anhängen. Niemand mag sich gerne durch Dutzende PDFs klicken.
Wichtig ist, dass Ihr Lebenslauf keine Lücken aufweist. Aber nicht jede Bestätigung über eine besuchte Weiterbildung muss angehängt werden. Das Zertifikat über die erfolgreich besuchte Schulung in Lotus SmartSuite für OS/2 aus den 1990er-Jahren interessiert heute in der Regel niemanden mehr.
Ein häufiges Hindernis für eine Neueinstellung sind bei älteren Menschen die Ansprüche an die neue Position. Viele Arbeitnehmer haben sich mit der Zeit in Führungspositionen hochgearbeitet und die Erwartung, dass die neue Stelle nicht nur gleichwertig, sondern sogar besser sein muss als die bisherige. Auch deshalb stellen viele ältere Arbeitnehmer oftmals hohe Ansprüche, was das Gehalt angeht, bzw. steigt dieses schon aufgrund von Tarifverträgen meist mit zunehmender Betriebszugehörigkeit.
Klar ist, wer aktuell eine sichere und zufriedenstellende Position hat, der braucht keine Kompromisse zu machen. Wer aber gerade entlassen wurde, kurz vor der Entlassung steht oder wenn die aktuelle Stelle einfach unerträglich ist, dann müssen Abstriche gemacht werden. Doch das neue Unternehmen wird nicht nur deshalb mehr Gehalt für Sie zahlen wollen, weil Sie älter sind und bei Ihrer alten Firma viel verdient haben.
Sehen Sie diese Veränderungen aber auch als Chance. Vielleicht haben Sie bereits etwas gespart, erste Kredite getilgt oder das erste Kind ist schon aus dem Haus. Dann können Sie es sich unter Umständen erlauben, weniger zu verdienen. Möglicherweise ist der Jobwechsel auch eine echte Chance, etwas weniger zu arbeiten oder eine Tätigkeit zu suchen, die weniger Stress bedeutet.
Die Arbeitsmarktsituation älterer Menschen ist nicht so schlecht, wie oftmals auf den ersten Blick angenommen wird. Gegenüber jungen Menschen punkten Sie mit Berufserfahrung und höherer psychischer Stabilität. Außerdem ist die Demographie auf ihrer Seite. In den kommenden Jahren gehen sehr viele Menschen in den Ruhestand, auch bei stagnierender Wirtschaft müssen zahlreiche Arbeitsplätze neu besetzt werden und in fast allen Bereichen der Wirtschaft herrscht ohnehin bereits Arbeitskräftemangel. Auch das Renteneintrittsalter ist in den letzten 20 Jahren fast durchgängig gestiegen und wird wohl unvermeidlich weiter steigen, d.h. schon aufgrund der allgemeinen Alterung der Gesellschaft werden ältere Arbeitnehmer noch mehr zur Regel werden, als dies heute schon der Fall ist.
Beschäftigte über 40 stehen vor einigen Herausforderungen. In vielen Unternehmen werden jüngere Arbeitskräfte bevorzugt, nicht zuletzt, weil diese oft weniger kosten, daher kann es passieren, dass Sie beim Gehalt Abstriche machen müssen, um gegenüber jüngeren Bewerbern konkurrenzfähig zu sein. Doch ältere Arbeitskräfte haben auch viele Vorteile. Punkten Sie mit dem Wissen, dass Sie in den vergangenen Jahren gewonnen haben. Möglicherweise müssen Sie mit über 40 bei der Jobsuche einen etwas längeren Atem haben, aussichtslos ist die Suche aber in den allermeisten Fällen nicht, besonders wenn Sie hochqualifiziert sind.