Geld und Gehalt Das richtige Geschäftskonto – Grundstein jeder Unternehmung
Wer sich dazu entschlossen hat, den Schritt in die Selbständigkeit oder in das Unternehmertum zu wagen, ahnt meist bereits, dass einiges an Arbeit – auch organisatorischer Natur – bevorsteht. Früher oder später sollte man sich dabei die Frage stellen, welches Geschäftskonto für das eigene Vorhaben das richtige ist.
Ist ein Geschäftskonto zwingend notwendig?
Zwar sind Geschäftskonten juristisch nicht für jede Rechtsform Pflicht, dennoch ist es meistens sinnvoll, ein separates Konto für die Unternehmung zu eröffnen. Auf diese Weise sind private von geschäftlichen Umsätzen getrennt und buchhalterische Unstimmigkeiten fallen schneller auf.
Das richtige Konto für das eigene Unternehmen zu finden ist essentiell für den wirtschaftlichen Erfolg jeder geplanten Unternehmung; allerdings ist dies nicht immer leicht, da jedes Unternehmen andere, von der jeweiligen Tätigkeit abhängige Bedürfnisse hat. So haben Selbständige natürlich andere Anforderungen an ihr Konto und ihre Bank, als Kapitalgesellschaften wie GmbHs und UGs. Beispielsweise werden selbständige Handwerker meist häufiger Bargeldein- bzw. Auszahlungen vornehmen als der Betreiber eines Onlineportal für Versicherungsvergleiche. Daher bietet sich für den Handwerker in diesem Szenario ein Konto an, das Bargeldverkehr möglichst günstig ermöglicht. Für den Betreiber eines solchen Portals, das Einnahmen vor allem über Werbung erzielt und auch Ausgaben vor allem elektronisch tätigt, ist es wahrscheinlich wichtiger, möglichst flexibel von überall auf das Konto zugreifen zu können, weshalb der Option des Online-Bankings eine höhere Priorität zukommt, als dem Bargeldgeschäft.
Wie entscheidet man, welches Konto das richtige ist?
Bevor man eine begründete Entscheidung treffen kann, welches Konto das richtige ist, sollte sich jeder Gründer die folgenden 10 Fragen stellen:
- Will man eine Dispooption? Wenn ja, zu welchen Konditionen und in welcher Höhe?
- Wie viele Buchungen werden schätzungsweise monatlich stattfinden?
- Braucht man eine EC-/Kreditkarte?
- Ist ein Konto überhaupt ausreichend, oder ist es sinnvoller, auf ein Mehrkontenmodell zu setzen?
- Möchte man Unterkonten nutzen?
- Für welche Rechtsform braucht man das Konto?
- Möchte man einen persönlichen Ansprechpartner in einer Filiale vor Ort haben oder reicht eine reine Online-
Bank?
- Wie wichtig sind beleghafte/beleglose Buchungen für das Unternehmen?
- Wie wichtig ist Bargeldverkehr für die Unternehmung?
- Wie wichtig ist Online-Banking für das Unternehmen?
Im Folgenden werden diese 10 Fragen noch genauer erläutert.
- Dispo
Ein Dispo kann für viele Unternehmen gerade in der Gründungsphase lebensrettend sein. Oft kommen in dieser chaotischen Phase ungeplante Kosten hinzu. Das kann beispielsweise in Form einer zusätzlichen Beratung bei Anwalt, Notar oder Steuerberater schnell passieren und auch mehrere hundert Euro kosten. Es muss nicht einmal das Unternehmen selbst dafür verantwortlich sein: Falls ein Kunde in Zahlungsverzug gerät, kann gerade in der Startup-Phase eines Unternehmens der Dispo die Liquidität sichern. Hat man allerdings kaum Ausgaben und ein relativ großes Kapital, ist ein Dispo nicht zwingend notwendig und die Option darauf lässt sich die Bank möglicherweise gut bezahlen. Diese Kosten könnte sich das Unternehmen sparen.
- Buchungen
Falls nicht viele Buchungen vorgenommen werden, man beispielsweise in der eigenen Wohnung arbeitet und keine Angestellten, also keine Kosten für Büromiete oder Lohn hat, kann es sinnvoll sein, ein Konto bei einer Bank zu nutzen, die sich jede Buchung einzeln bezahlen lässt, dafür aber monatlich/jährlich geringere Kontoführungsgebühren verlangt.
- Karten
Muss man für die Unternehmung häufiger Dinge im Alltag bezahlen (Geschäftsessen, Zugfahrten, Büroartikel, etc.), ist es ratsam, sich ein Konto mit einer günstigen EC- oder Kreditkarte zu suchen.
- Kontobedarf
Ein Mehrkontenmodell ist selten für Selbständige oder Freiberufler sinnvoll. Es bietet sich eher bei größeren Unternehmen an und ist besonders dann von Vorteil, wenn mit Banken über Kredite verhandelt wird, um eine bessere Bonität zu erlangen.
- Unterkonten
Je nach Umfang der Tätigkeit kann ein Unterkonto die Übersicht über die Finanzen des Unternehmens - inklusive Abgaben wie Steuern - drastisch verbessern. Wie sinnvoll diese Option ist, hängt vom Einzelfall ab.
- Rechtsform
Die Wahl der Rechtsform ist wichtig für jede Gründung. Auch auf das Geschäftskonto hat sie Auswirkungen. Für GmbH oder AG sind beispielsweise Geschäftskonten juristische Pflicht, außerdem belaufen sich die Kosten für Kontoführung bei diesen Rechtsformen schnell auf mehrere hundert Euro im Jahr. Entschließt man sich zur Tätigkeit als Freiberufler oder zur Gründung einer GbR sind die Gebühren geringer (sie sind meist ähnlich wie bei einem privaten Girokonto), allerdings ist es schwieriger, Kredite zu bekommen.
- Persönlicher Ansprechpartner
Wie wichtig Ansprechpartner bei einer Bank vor Ort sind, hängt vor allem vom Geschäftsmodell und von der persönlichen Vorliebe der Gründer ab. Die meisten lassen sich zunächst bei der Bank beraten, wo sie auch ihre privaten Girokonten führen, einige eröffnen dann auch direkt dort ein Geschäftskonto. Aus wirtschaftlicher Perspektive ist es allerdings ratsam, die Angebote mehrerer Banken zu vergleichen.
- Buchungsarten
Die Relevanz von beleghaften/beleglosen Buchungen ist abhängig von dem individuellen Unternehmenskonzept und den Partnern/Kunden des Unternehmens. Zwar sind beleghafte Buchungen selten geworden, dennoch werden sie von bestimmten Gruppen präferiert verwendet. Bei vielen Kontomodellen verursachen diese beleghaften Buchungen hohe Kosten für den Kontoinhaber.
- Bargeldbedarf
Auch wenn ein Geschäftsmodell regelmäßig Bargeld erfordert, sei es als Entnahme oder Einzahlung, ist Vorsicht bei der Auswahl des Geschäftskontos geboten. Viele Banken verlangen bei Geschäftskonten hohe Gebühren für die Möglichkeit von Bargeldgeschäften, egal ob eingezahlt oder abgehoben wird.
- Online-Banking
Sicher gibt es nicht mehr viele Konten, die diese Option nicht bieten. Dennoch sollte umso mehr darauf geachtet werden, dass sie im jeweiligen Kontomodell gegeben ist.
Das richtige Konto finden, erkennen und auswählen
Das Angebot an Konten ist ebenso vielfältig wie die Unternehmen, die sie nutzen. Sich alleine durch die Auswahl der Anbieter zu arbeiten kann lästig und mühsam sein, ist aber unumgänglich, wenn man eine nachhaltige Unternehmung schaffen möchte. Es gibt allerdings
hilfreiche Tools, die bei der Auswahl unterstützen.