Sie überlegen, Ihren Arbeits- und Lebensmittelpunkt in die Schweiz zu verlagern? Dafür sprechen aus der Sicht der meisten Deutschen vor allem die deutlich höhere Löhne in Verbindung mit niedrigeren Steuern, aber auch die großartige Natur mit einem hohen Freizeitwert, sowie allgemein eine hohe Lebensqualität, weshalb das Auswandern in die Schweiz samt ihrer beeindruckenden Natur für immer mehr Deutsche zur Idealvorstellung wird. Erfahren Sie, was es zu beachten gibt und welche Vor- und Nachteile das Leben und Arbeiten in der Schweiz mit sich bringt.
Sie sind beruflich qualifiziert und leistungsorientiert, aber mit Ihrem Verdienst unzufrieden, bzw. möchten der drückenden Steuer- und Abgabenlast in Deutschland entgehen oder einfach etwas Neues kennenlernen und können sich grundsätzlich vorstellen, im Ausland zu arbeiten? Bei den Recherchen, in welchem Land die höchsten Gehälter gezahlt werden, bei gleichzeitig niedriger Steuerlast, taucht immer auch die Schweiz auf. Wer darüber nachdenkt, in der Schweiz beruflich Fuß zu fassen, der sollte dafür allerdings einige Voraussetzungen erfüllen.
Einstiegskriterien für einen Job in der Schweiz:
Da die Schweiz kein Mitglied der Europäischen Union ist, fragen Sie sich vielleicht, ob Sie überhaupt so einfach in das Land einwandern können. Grundsätzlich ist die Antwort: Ja, denn zwischen der EU und der Schweiz herrscht eine weitgehende Personenfreizügigkeit. Ein Visum ist nicht erforderlich, und als Deutscher und EU-Bürger haben Sie auch das Recht auf Arbeitsaufnahme. Nur wer sich länger als 90 Tage in der Schweiz aufhält, der benötigt eine Aufenthaltsbewilligung, die in der Form ähnlich eines Personalausweises ausgestellt wird. Voraussetzung für die Aufenthaltsbewilligung ist ein Arbeitsvertrag, bzw. bei Selbständigen der Nachweis, dass Sie erwerbstätig sind und für den eigenen Unterhalt sorgen können. Letzteres gilt auch bei nicht erwerbstätigen Personen, d.h. der Nachweis ausreichender finanzieller Mittel muss erbracht werden.
Gilt ein Arbeitsvertrag für mehr als drei Monate, aber weniger als ein Jahr, dann erhalten Sie eine Kurzaufenthaltsbewilligung für die Dauer Ihres Arbeitsvertrages. Bei einem längerfristigen oder unbefristeten Arbeitsvertrag wird eine Aufenthaltsbewilligung für 5 Jahre befristet erteilt. Die Aufenthaltsbewilligung kann später ggf. verlängert werden, nach frühestens 5 Jahren kann aber auch eine dauerhafte Niederlassungsbewilligung beantragt werden, die dann ohne zeitliche Begrenzung gilt.
Die Schweiz ist aufgrund ihrer wirtschaftlich guten Lage ein attraktiver Standort für viele internationale Unternehmen, die Jobs samt vielversprechender Karrieremöglichkeiten anbieten.
Eine der naheliegenden und besten Möglichkeiten zur Jobsuche in der Schweiz, ist die Verwendung von Online-Jobportalen. Gerade die großen Jobportale bieten meist auch eine internationale Jobsuche an, bzw. existieren häufig auch Schweizer Ableger der großen Jobbörsen. Aber nicht nur Jobbörsen, sondern auch soziale Netzwerke wie LinkedIn können zur Jobsuche genutzt werden.
Falls Sie bereits über persönliche oder berufliche Kontakte in die Schweiz verfügen, dann kann auch dies hilfreich sein, um einen geeigneten Job zu finden.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, sich direkt an Unternehmen zu wenden, für die man sich interessiert. Viele Unternehmen veröffentlichen Stellenangebote auf den Karriereseiten ihrer Homepage. Häufig ist es aber auch aussichtsreich, eine Initiativbewerbung direkt an das Unternehmen zu senden, denn in Zeiten allgemeinen Arbeitskräftemangels sind auch viele Schweizer Unternehmen fast ständig auf der Suche nach neuen Mitarbeitern.
Darüber hinaus gibt es auch spezialisierte Agenturen, die deutsche Auswanderer dabei unterstützen, ihre Karriere in der Schweiz zu beginnen. Dabei handelt es sich häufig um Personaldienstleister, die in der Regel von Schweizer Unternehmen beauftragt und bezahlt werden, um Arbeitskräfte auch beispielsweise in Deutschland zu rekrutieren. Solche Agenturen bieten häufig einen Service, der über die reine Jobvermittlung hinausgeht, d.h. sie unterstützen deutsche Auswanderer beispielsweise auch bei der Wohnungssuche oder im Umgang mit Behörden und stehen dem Bewerber beratend zur Seite.
Auch bzw. besonders in der Schweiz sind deutsche Arbeitskräfte gefragt, denn mit den Arbeitnehmern aus dem Nachbarland gibt es meist wenig Sprachprobleme, keine größeren kulturellen Hürden, und in der Regel verfügen deutsche Arbeitnehmer über eine solide Ausbildung und ein hohes Qualifikationsniveau. In den folgenden Bereichen sind deutsche Arbeitskräfte besonders gefragt:
Auch für Selbstständige aus Deutschland gelten im Wesentlichen die schon dargestellten Regeln. Wer sich als EU-Bürger bis zu 90 Tage in der Schweiz aufhält, der benötigt kein Visum und keine Aufenthaltsbewilligung. Allerdings ist es für Selbständige aus Deutschland, die in der Schweiz ihrer beruflichen Tätigkeit nachgehen erforderlich, online eine elektronische Meldung von Kurzaufenthalten abzugeben.
Für einen Aufenthalt länger als 90 Tage, benötigen auch Selbständige die schon erwähnte Aufenthaltsbewilligung. Statt des bei Arbeitnehmern notwendigen Nachweises eines Arbeitsvertrages, müssen Selbständige aus Deutschland den Nachweis erbringen, dass sie einer Tätigkeit nachgehen, von der sie ihren Lebensunterhalt bestreiten können. In diesem Fall haben auch Selbständige als EU-Bürger den Anspruch auf die schon erwähnte Aufenthaltsbewilligung (B-Ausweis).
Durch das Personenfreizügigkeitsabkommen können Sie als EU-Bürger aber auch relativ einfach ein Unternehmen in der Schweiz gründen, bzw. sich direkt in der Schweiz selbständig machen. Dafür müssen beim zuständigen Kantonalen Migrationsamt einige Nachweise erbracht werden. Wird das Gesuch akzeptiert, dann wird eine Aufenthaltsbewilligung ausgestellt. Sowohl die Steuerlast für natürliche Personen, als auch die Unternehmensbesteuerung, sind teils deutlich niedriger als in Deutschland. Schon das ist für viele Selbständige, Freiberufler oder Unternehmer ein guter Grund in die Schweiz zu gehen.
Eine malerische Ansicht der Altstadt von Luzern.
In der Schweiz zahlen Sie auf drei Ebenen Einkommensteuer: auf Bundesebene, kantonaler Ebene und auf kommunaler Ebene. Die Bundessteuer ist mit 11,5 % des steuerbaren Einkommens einheitlich festgesetzt. Die weiteren Steuersätze können je nach Wohnort deutlich voneinander abweichen, wobei die Unterschiede besonders zwischen den Schweizer Kantonen teils immens sind. Zusätzlich hängt der progressive Steuersatz vom persönlichen Einkommen ab, so wie es auch in Deutschland der Fall ist. Insgesamt lässt sich sagen, dass die Besteuerung natürlicher Personen, bzw. die Steuerlast für Arbeitnehmer in der Schweiz deutlich geringer ausfällt als in Deutschland, allerdings hängt dies stark vom Steuersatz des jeweiligen Schweizer Kantons ab.
Bei den Unternehmenssteuern gilt: Kapitalgesellschaften (AG oder GmbH) sowie Genossenschaften führen Gewinn- und Kapitalsteuer ab:
Eine Gewerbesteuer, wie sie aus Deutschland bekannt ist, gibt es in der Schweiz nicht. Auch in Deutschland existiert allerdings eine Ausnahme von der Gewerbesteuerzahlung: Sie gilt für Freiberufler, also für Selbständige, die beratende, kreative, wissenschaftliche, medizinische sowie andere ähnliche Dienstleistungen erbringen, ohne dass dafür eine Gewerbeanmeldung notwendig ist, und die daher auch keine Gewerbesteuer zahlen. Diese aus Deutschland bekannte Unterscheidung zwischen Freiberuflern und Gewerbetreibenden gibt es in der Schweiz nicht, und daher auch keine Gewerbesteuer.
Im Gegensatz zu Kapitalgesellschaften, fallen für Personengesellschaften und Einzelunternehmen in der Schweiz keine Unternehmenssteuern an. Die Inhaber von Einzel- und Personengesellschaften müssen auf den Gewinn die Einkommensteuer und auf das Firmenvermögen die Vermögenssteuer entrichten. Auch bei der Vermögenssteuer gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Kantonen. Die progressiven Steuersätze reichen von 1,3 ‰ bis 10,1 ‰ (jeweils Promille), allerdings mit je nach Kanton teils sehr hohen Freibeträgen.
Für einige Unternehmensformen wie Holding- oder Verwaltungsgesellschaften gibt es in der Schweiz teils erhebliche Steuererleichterungen. Auch für neu gegründete Unternehmen können Kantone sowie teilweise der Bund die Möglichkeit für Steuererleichterungen während bis zu zehn Jahren prüfen.
Insgesamt ist die Steuerlast für Unternehmen in der Schweiz in der Regel deutlich geringer als in Deutschland.
Bei ausländischen Arbeitnehmern, die aber in der Schweiz wohnen und arbeiten, erfolgt die Besteuerung des Arbeitseinkommens entsprechend dem Wohnortsprinzip in der Schweiz. Zusätzlich bezahlen in der Schweiz lebende und arbeitende Arbeitnehmer eine Quellensteuer, deren Höhe sich von Kanton zu Kanton unterscheidet. Ausgenommen davon sind Personen mit einer Niederlassungsbewilligung, oder Personen deren Ehepartner eine Niederlassungsbewilligung oder den Schweizer Pass haben.
Für Grenzgänger mit Wohnsitz in Deutschland gilt: Das Einkommen ist in Deutschland zu versteuern, zusätzlich bezahlt der Grenzgänger 4,5 % Quellensteuer in der Schweiz. Gemäß dem Doppelbesteuerungsabkommen kann dieser Betrag allerdings auf die in Deutschland zu zahlende Einkommensteuer angerechnet werden, um eine Doppelbesteuerung zu vermeiden.
In der Schweiz gibt es seit 1996 eine Versicherungspflicht in der Krankenversicherung, die sogenannte obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP). Es ist gesetzlich geregelt, dass alle Krankenkassen in der Grundversicherung dieselben Leistungen anbieten müssen. Jede Person, die in der Schweiz lebt oder arbeitet, hat auf diese Weise Zugang zu einer guten medizinischen Versorgung und kann zwischen rund 60 privaten Krankenkassen frei wählen. Im Gegensatz zu den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland, hängt die Höhe der Prämien in der Schweizer Grundversicherung nicht vom Einkommen ab, sondern von Geschlecht, Alter, Krankenkasse und Wohnort. Im Jahr 2024 liegt die monatliche Durchschnittsprämie für die obligatorische Krankenpflegeversicherung bei 359,50 Franken. Einen Arbeitgeberanteil zur Krankenversicherung gibt es in der Schweiz nicht.
Die obligatorische Krankenpflegeversicherung übernimmt die Kosten bei Krankheit, Unfall und Mutterschaft. Ergänzend dazu werden zahlreiche optionale Zusatzversicherungen angeboten, von denen viele als Ergänzung zu der nur sehr grundlegenden obligatorischen Krankenpflegeversicherung sinnvoll sein können. Beispielsweise ist eine Zusatzversicherung für Zahnbehandlungen empfehlenswert, da die Kosten für Kontrolluntersuchungen oder die Behebung von Zahnschäden ansonsten selbst getragen werden müssen. Die Schweiz arbeitet darüber hinaus mit dem sogenannten Franchise-System. Die Franchise (französische Aussprache) meint den Betrag, den Sie jährlich selbst zahlen müssen, bevor die Krankenversicherung die Kosten von medizinischen Leistungen übernimmt. Wer ein hohes Franchise wählt, spart Geld bei den monatlichen Versicherungsbeiträgen, trägt aber auch das höhere Kostenrisiko im Falle einer Erkrankung. Darüber hinaus gibt es noch einen generellen, sogenannten Selbstbehalt. Dies bedeutet, sobald die Franchise aufgebraucht ist, bezahlen Sie zehn Prozent Ihrer Gesundheitskosten selbst, allerdings nur bis zu einer Grenze von 700 Franken (Kinder 350 Franken) pro Jahr. Sie müssen sich also pro Jahr maximal in Höhe der gewählten Franchise zuzüglich 700 Franken an Ihren Gesundheitskosten beteiligen.
Für Grenzgänger, die in der Schweiz arbeiten, aber im benachbarten Ausland wohnen, hat die Schweiz mit ihren Nachbarländern Sondervereinbarungen getroffen, die es ermöglichen, dass in den Nachbarländern wohnhafte Personen sich von der Schweizer Versicherungspflicht befreien, und sich stattdessen in ihrem Wohnsitzland versichern dürfen (sogenanntes Optionsrecht).
Die schweizerische Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge basiert auf dem sogenannten Drei-Säulen-System:
Es bringt einige Vorteile mit sich, in die Schweiz auszuwandern, um dort zu arbeiten. Der offensichtlichste Grund, sich für eine Karriere in der Schweiz zu entscheiden, sind die deutlich höheren Verdienstmöglichkeiten. Das Durchschnittsgehalt bei einer Vollzeitstelle lag in 2023 bei rund 78.000 Schweizer Franken brutto jährlich. Das sind ca. 65 bis 70 Prozent mehr als in Deutschland, wenn man den Umrechnungsfaktor der Währungen berücksichtigt: 1 Schweizer Franken liegt aktuell (2023) bei 1,04 Euro.
Was zu den guten Verdienstmöglichkeiten hinzukommt, ist dass in der Schweiz die Steuern für Unternehmen bzw. Selbständige, aber auch für Arbeitnehmer insgesamt deutlich niedriger sind als in Deutschland.
Die Nachfrage vor allem nach Fach- und Führungskräften ist groß, und durch das Personenfreizügigkeitsabkommen haben Sie als EU-Bürger das Recht auf Arbeitsaufnahme.
Die soziale Absicherung wird durch das Schweizer System der Krankenversicherung sowie durch die Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge gewährleistet und ist ebenso wie die Infrastruktur, die medizinische Versorgung, der Wohnstandard und die Sicherheit auf einem stabilen und sicheren Niveau.
Nicht zuletzt spielt auch die großartige Schweizer Natur mit ihren Erholungs- und Freizeitmöglichkeiten eine große Rolle, was ebenfalls wesentlich zur Lebensqualität beiträgt, insbesondere für Menschen, die gerne draußen in der Natur sind. Wer gerne Urlaub in den Bergen macht, Ski fährt oder wandert, der hat die perfekten Möglichkeiten dazu meist direkt vor der Tür.
Der aus gutem Grund meist zuerst genannte Nachteil eines Lebens in der Schweiz, sind die außergewöhnlich hohen Lebenshaltungskosten. Das Preisniveau in der Schweiz liegt um mehr als die Hälfte höher als in Deutschland. Angefangen bei der Miete, über Lebensmittel bis hin zu den Kosten für die Freizeitgestaltung: Das Leben in der Schweiz ist nicht günstig. Ein Teil der Vorteile, welche die hohen Verdienstmöglichkeiten in der Schweiz und die günstige Besteuerung mit sich bringen, geht also durch die erheblich höheren Lebenshaltungskosten wieder verloren.
In der Schweiz ist eine Arbeitswoche von effektiv 45 bis 50 Stunden nicht ungewöhnlich, weshalb Sie mit einer höheren Arbeitsbelastung rechnen müssen als in Deutschland. Generell ist die Schweiz leistungsorientiert und es herrscht ein deutlicher Erfolgsdruck. Dazu gehört auch, dass die Schweizer im Durchschnitt mehr als eine Woche weniger Urlaub pro Jahr nehmen bzw. erhalten.
Auch die sonstige kulturelle Anpassung ist nicht immer einfach. Den Schweizern wird eine gewisse Reserviertheit nachgesagt, besonders gegenüber Fremden. Anschluss zu finden, kann sich als schwierig erweisen. Zudem wird in vielen Teilen der Schweiz zwar Deutsch gesprochen, aber es gibt auch noch drei weitere Landessprachen. Das kann teilweise zu Verständigungsproblemen führen. Zusätzlich treffen viele Kulturen aufeinander, was einer Anpassung bedarf, die zunächst ungewohnt sein kann. Freunde und das familiäre Umfeld aus Deutschland sind meist ein ganzes Stück weiter entfernt als zuvor, auch das sollte Ihnen bewusst sein.
Viele Deutsche wandern aus in die Schweiz, um dort beruflich durchzustarten und im Vergleich zu Deutschland deutlich mehr Geld zu verdienen. Eine Aufenthaltsbewilligung für die Schweiz ist leicht zu bekommen, wenn Ihr Wohnortswechsel mit der Aufnahme einer beruflichen Tätigkeit verbunden ist. Es braucht dennoch Mut, Ehrgeiz und Disziplin, um diesen Schritt zu gehen, denn wer auswandert, lässt sich auf ein neues Land ein, während die Freunde und das gewohnte Umfeld in Deutschland zurückbleiben.
Da die Nachfrage besonders nach Fach- und Führungskräften weiterhin groß ist, stehen die Chancen auf eine erfolgreiche Karriere in der Schweiz gut, sofern man die notwendigen Eigenschaften mitbringt. Gelingt der Schritt und man kann in der Schweiz beruflich und privat Fuß fassen, dann hat man die Chance, Karriere zu machen in einem Land mit einem der höchsten Lebensstandards der Welt.