Umgangssprachlich heißen Sie oft immer noch Arzthelferinnen oder Sprechstundenhilfe, doch Medizinische Fachangestellte sind mehr als nur Hilfskräfte. Die Aufgaben sind vielfältig.
Seit 2006 gibt es in Deutschland den Ausbildungsberuf der Medizinischen Fachangestellten. Er löste den Beruf der Arzthelferin ab. Tatsächlich sind Medizinische Fachangestellte mehr als nur Arzthelferinnen oder gar Sprechstundenhilfen.
Eigentlich war der Name „Arzthelferin“ schon seit 1965 nicht mehr angebracht. Denn mit dem Zusatz "-helfer" werden üblicherweise nur Berufe ohne oder mit maximal einjähriger Ausbildung bedacht. Vor 1965 war das in Arztpraxen auch oft der Fall. Manchmal arbeiteten damals zwar auch Krankenschwestern (heute: Pflegefachkräfte) in den Praxen, teilweise auch Sekretärinnen, oft waren es aber angelernte Frauen, nicht selten auch die Ehefrau.
1965 wurde dann eine zweijährige Ausbildung zur Arzthelferin eingeführt, seit 1986 beträgt die Ausbildungsdauer drei Jahre. 2006 schließlich wurden aus den Arzthelferinnen (und damals sehr wenigen Arzthelfern) Medizinische Fachangestellte.
Die letzte große Änderung des Ausbildungsberufes gab es 2020. Damals wurde eine Mindestausbildungsvergütung eingeführt und die Möglichkeiten zur Teilzeitausbildung verbessert.
Das Aufgabenspektrum von Medizinischen Fachangestellten ist breit. Den ersten Kontakt mit ihnen haben Patienten oft schon vor dem Betreten der Praxis, nämlich bei der Terminvergabe. Auch andere organisatorische Arbeiten fallen an, wie die Verwaltung von Patientendaten, dass Erstellen von Abrechnungen oder sonstige Schreibarbeiten sowie Arbeiten zur Koordination des Praxisablaufes.
MFAs übernehmen in den Arztpraxen auch zahlreiche medizinische Tätigkeiten: Sie nehmen Blut ab, führen diverse Tests durch, lesen EKGs ab, messen Fieber, vorsorgen Wunden, verabreichen Medikamente und Injektionen oder untersuchen Proben im Labor.
Schon bevor der Arzt oder die Ärztin aktiv wird, arbeiten Medizinische Fachangestellte oftmals vor, bzw. kümmern sich um Nacharbeiten, unterstützen die Ärzte aber auch während der Behandlung.
Die Ausbildung ist dual, sie findet also teilweise in der Berufsschule und teilweise beim Arbeitgeber statt. In der Berufsschule werden sowohl allgemeinbildende Fächer wie Deutsch und Mathematik unterrichtet, als auch spezielle Kenntnisse für die Arbeit im Beruf. Die Ausbildungszeit beträgt drei Jahre. Seit 2020 gibt es eine garantierte Mindestvergütung für die Auszubildenden. Diese beträgt (monatlich brutto) in 2022 im ersten Lehrjahr 900 Euro, im zweiten Jahr 965 Euro und im dritten Lehrjahr 1.035 Euro. In 2023 steigt die Ausbildungsvergütung entsprechend auf 920 Euro, 995 Euro und 1.075 Euro.
Nach Daten der Bundesagentur für Arbeit haben etwas mehr als die Hälfte der MFAs einen mittleren Schulabschluss, also üblicherweise die Mittlere Reife, rund ein Viertel hat einen Hauptschulabschluss als höchsten Abschluss, ein Fünftel hat Abitur. Auszubildende ohne Hauptschulabschluss sind die Ausnahme. Auch wenn rein rechtlich kein bestimmter Abschluss vorgeschrieben ist, stellen die Ausbildungsbetriebe in der Regel Auszubildende mit einem mittleren Schulabschluss ein.
Der durchschnittliche Verdienst im Beruf der MFA liegt laut dem Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit bei 2.496 Euro brutto pro Monat (Daten aus 2020). Damit werden Medizinische Fachangestellte im Durchschnitt schlechter bezahlt als Arbeitnehmer in den meisten anderen Berufen im Gesundheitsbereich, beispielsweise Pflegefachkräfte (Krankenschwestern), bei denen das vergleichbare Einkommen bei gut 3.500 Euro liegt. Der Verdienst als MFA hängt allerdings auch stark vom Arbeitgeber, der Art der Tätigkeit sowie der Berufserfahrung ab.
Außerdem lässt sich der Verdienst durch Zusatzqualifikationen steigern, und der Beruf der MFA kann die Grundlage für zahlreiche Weiterbildungen im medizinischen Bereich sein, z.B. zum Praxisassistenten (nicht-ärztlich), zum Betriebswirt für Management im Gesundheitswesen oder zum Fachwirt mit Schwerpunkt Gesundheits- und Sozialwesen.
Medizinische Fachangestellte arbeiten keineswegs nur in Arztpraxen, auch wenn diese die wichtigsten Arbeitgeber sind. Auch in Krankenhäusern, in medizinischen Laboren und bei den Gesundheitsämtern finden viele MFAs eine Anstellung. Außerdem haben zahlreiche Unternehmen eigene betriebsärztliche Abteilungen, die oft auch Medizinische Fachangestellte beschäftigten.
Die Zahl der Medizinischen Fachangestellten ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. 675.000 Menschen arbeiteten 2021 als Medizinische Fachangestellte, Zahnmedizinische Fachangestellte und in einigen weiteren verwandten Berufen. Das waren fast 50.000 mehr als noch vier Jahre zuvor.
Für eine Ausbildung als Medizinische Fachangestellte bewarben sich im März 2022 ähnlich viele Menschen, wie es Ausbildungsstellen gab, sodass rein rechnerisch für alle Interessierten ein Ausbildungsplatz zur Verfügung stand. Auch Stellenangebote für Medizinische Fachangestellte werden aktuell in großem Umfang angeboten.
Nur rund zwei Prozent der Beschäftigten im Bereich der Arzt- und Praxishelferinnen und -helfer waren 2021 männlich. Allerdings ist der Männeranteil zuletzt etwas angestiegen.
Die Nachfrage nach Medizinischen Fachangestellten ist hoch und die Tätigkeit ist vielseitig. Das Gehalt lässt sich in vielen Fällen steigern, wenn Chancen zur Weiterbildung und Spezialisierung genutzt werden. Zweifellos ein Beruf mit Zukunft.