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Jobsuche und Arbeitsmarkt Ausbildung oder Studium? Vorteile, Nachteile und was Sie beachten müssen

Wer seine Schullaufbahn in Kürze beendet, steht vor der Frage, wie es danach weitergeht. Ist ein Studium oder ein Ausbildungsberuf der richtige Weg?

Voraussetzung für ein Studium ist in der Regel die Fachhochschul- oder allgemeine Hochschulreife. Aber auch, wer erst eine Ausbildung abgeschlossen hat und einige Jahre Berufserfahrung vorweisen kann, der kann sich im Anschluss meist auch ohne (Fach-)Abitur in einen fachspezifischen Studiengang einschreiben. In jedem Fall müssen die Regeln der Studienplatzvergabe beachtet werden.

Für eine duale Ausbildung dagegen, die im Betrieb und der Berufsschule stattfindet, ist rechtlich gesehen kein bestimmter Schulabschluss vorgeschrieben. In der Regel wird jedoch mindestens ein Hauptschulabschluss erwartet. Für manche Berufe gilt in der Praxis jedoch die mittlere Reife als Voraussetzung. Bei besonders anspruchsvollen Berufen, wie z.B. Bankkaufmann, Fachinformatiker, Physik- bzw. Chemielaborant oder Buchhändler werden meist bevorzugt Abiturienten eingestellt.

 

Vorteile eines Studiums

Wer studiert, der strebt einen akademischen Abschluss an, in der Regel einen Bachelor oder Master. Ein Studienabschluss wird in Deutschland im Allgemeinen immer noch als höherwertiger angesehen, als der Abschluss einer dualen Berufsausbildung.

Ein Studienabschluss kann ein Türöffner für eine aussichtsreiche Karriere sein. Wer in einem hoch qualifizierten Job gut verdienen möchte und darüber hinaus vielleicht sogar noch Führungsverantwortung anstrebt, der sollte sich eher für ein Studium entscheiden. Dabei ist ein Studium als Grundlage oftmals recht flexibel und kann die Basis für eine Vielzahl von möglichen Tätigkeiten und weiteren Spezialisierungen sein.

Hörsaal
Tiefgründiges theoretisches Wissen und wissenschaftliches Arbeiten – das gibt es nur mit einem Studium

In vielen hochqualifizierten Berufen können Sie ohnehin nur arbeiten, wenn Sie studiert haben, z.B. als Natur- oder Geisteswissenschaftler, Ingenieur, Mediziner oder Anwalt. Auch wer sich gerne tiefergehendes theoretisches Wissen aneignet und wissenschaftlich arbeitet, für den ist ein Studium die bessere Wahl.

Falls die Karrierechancen im Vordergrund Ihrer Überlegungen stehen, dann sollten Sie sich allerdings für einen Studiengang mit guten Berufsaussichten entscheiden, z.B. für ein MINT-Fach (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) oder für Wirtschaftswissenschaften. “Orchideenfächer” und “brotlose” Studiengänge, für die es im späteren Berufsleben kaum Stellen gibt, sind zumindest aus der Karriereperspektive heraus nicht zu empfehlen.

Generell profitieren Sie im Studium von einem flexibleren Zeitmanagement als in einer Ausbildung. Das kann ein großer Vorteil, aber auch ein Nachteil sein, falls es Ihnen schwerfällt, eigenständig Struktur in die Organisation Ihres Studiums zu bringen und sich zu motivieren. Ein definitiver Vorteil sind die umfangreichen Semesterferien von mehreren Monaten im Jahr. Wer neben dem Studium nicht arbeiten muss, der hat während dieser vorlesungsfreien Zeiten viel Spielraum zur persönlichen Entfaltung. Allerdings kann es sein, dass während dieser Zeiten Prüfungen oder Hausarbeiten geschrieben werden müssen, oder man benötigt die Semesterferien ohnehin weitgehend zum Lernen.

Mit entsprechendem Ehrgeiz und Engagement können Sie bereits während Ihrer Studienzeit berufliche Netzwerke aufbauen. Viele Hochschulen verfügen über gute Verbindungen in die Wirtschaft und bieten oftmals vielfältige Unterstützung für Gründer. Aber auch über Kommilitonen, bzw. nach dem Studium über Alumni-Netzwerke, lassen sich wertvolle Verbindungen aufbauen und pflegen.

Durch Praktika oder Werkstudentenjobs lässt sich erste Berufserfahrung sammeln und eventuell bereits ein potenzieller Arbeitgeber für den Berufseinstieg finden.

 

Nachteile eines Studiums

Ein Studium ist in der Regel eher theorielastig und weniger praxisnah als die übliche duale Ausbildung im Betrieb und der Berufsschule. Dies kann je nach persönlicher Veranlagung und Interessen zwar auch ein Vorteil sein, aber wer eher die Praxis liebt und sich weniger für theoretische Hintergründe interessiert, der wird mit einer praxisnahen Berufsausbildung in der Regel besser dran sein.

Zudem dauert die Studienzeit in aller Regel deutlich länger als eine Ausbildung. Die Regelstudienzeit für ein Bachelorstudium beträgt typischerweise 6 bis 8 Semester, sowie für ein anschließendes Masterstudium noch einmal 2 bis 4 Semester.

Studenten sind außerdem oftmals einer nicht zu unterschätzenden Doppelbelastung ausgesetzt, denn für das Studium erhält man, anders als bei einer Ausbildung, keine Vergütung. Wer kein BAföG bekommt und nicht von seinen Eltern unterstützt wird, oder falls dies nicht ausreicht, der wird in vielen Fällen nebenbei arbeiten müssen, um sich das Studium leisten zu können.

Um ein Studium erfolgreich abschließen zu können, ist es besonders wichtig, dass Sie sich selbst organisieren und motivieren können. Ein Studium erfordert deutlich mehr eigenes Zeitmanagement, Selbstorganisation und eigenverantwortliches Arbeiten, aber auch Selbstmotivation zum Lernen. Daher ist es besonders wichtig, dass Sie Interesse an Ihrem Studiengang haben. Andernfalls könnte Ihnen der Weg bis zum Abschluss sehr schwerfallen.

Nicht zu vergessen: Bei einem Präsenzstudium ist außerdem in vielen Fällen ein Umzug an den Studienort notwendig, oder es kann erforderlich sein, täglich eine längere Strecke zu pendeln. Dies entfällt natürlich, falls Sie sich für ein Fernstudium entscheiden, z.B. für einen Fernstudiengang im Bereich Wirtschaft.

 

Vorteile einer Ausbildung

Ein zentraler Vorteil der dualen Berufsausbildung ist, dass man bereits während der Lehre eine Ausbildungsvergütung erhält, die allerdings je nach Beruf und Region unterschiedlich ausfallen kann. Es gibt jedoch eine gesetzlich festgelegte Mindestvergütung für Auszubildende. Wer im Jahr 2025 eine duale Ausbildung beginnt, der erhält im ersten Ausbildungsjahr mindestens 682 Euro, 805 Euro im zweiten, 921 Euro im dritten und 955 Euro im vierten Ausbildungsjahr. Dies sind jeweils Mindestbeträge, die auch überschritten werden können. Bei einer rein schulischen Ausbildung dagegen, gibt es keine Ausbildungsvergütung. Hier ist es allerdings möglich, Schüler-BAföG zu bekommen.

Azubi und Meister
Mehr persönliche Betreuung als bei einem Studium, besonders im Betrieb – einer der Vorteile einer dualen Ausbildung

Im Vergleich zum Studium, ist die Nähe zu persönlichen Ansprechpartnern während einer Ausbildung in der Schule und besonders im Betrieb deutlich größer. Eine persönliche Betreuung, die es so im Studium nicht gibt. Der Ausbildungs- und Tagesablauf ist ohnehin enger vorgegeben als bei einem selbstorganisierten Studium, was je nach persönlichen Vorlieben ein Vor- oder Nachteil sein kann.

Auch in vielen Ausbildungsberufen herrscht Personalmangel. Gerade Mitarbeiter in handwerklichen, technischen oder Pflegeberufen werden dringend gesucht. Daher sind viele Betriebe bereit ein höheres Gehalt zu zahlen und weitere Leistungen wie Sonderzahlungen, Freizeitausgleich oder einen Firmenwagen anzubieten. Außerdem stehen aufgrund der hohen Nachfrage nach Fachkräften die Chancen gut, dass Azubis von Ihrem Ausbildungsbetrieb direkt in ein Arbeitsverhältnis übernommen werden.

Nach der Ausbildung, oder nach einigen Jahren Berufserfahrung, können Sie sich aber auch beruflich weiterbilden, z. B. zum Techniker, Meister, Fach- oder Betriebswirt in einem handwerklichen oder kaufmännischen Beruf. Es ist in vielen Branchen auch möglich, ein vertiefendes Studium zu beginnen. Unter Umständen kann man hierbei von seinem Arbeitgeber unterstützt werden.

Ein weiterer Vorteil einer dualen Ausbildung ist die Praxisnähe, bzw. praxisnahes Lernen und auch schon praxisnahes Arbeiten im betrieblichen Teil der Ausbildung. Sie sehen unmittelbar das Ergebnis Ihrer Arbeit und was Sie praktisch geschafft haben.

 

Nachteile einer Ausbildung

Mit einem Ausbildungsabschluss ist der Verdienst oftmals geringer als nach einem Studium. Besonders wer einen Masterabschluss in einem gefragten Studienfach wie Wirtschaftswissenschaften oder MINT-Fächern erreicht hat, der kann bereits ein gutes Einstiegsgehalt erwarten und hat gute Aufstiegschancen. Der finanzielle Nachteil einer dualen Ausbildung gegenüber einem Studium lässt sich allerdings durch zunehmende Berufserfahrung und vor allem durch berufliche Weiterbildung verringern.

Allerdings gibt es auch Berufe, in denen man selbst mit einer abgeschlossenen Ausbildung nur mäßig gut verdient, wie z.B. Friseure, Einzelhandelsverkäufer, Gebäudereiniger oder teilweise im Bereich Gastronomie, obwohl viele dieser Berufe sehr stressig und zum Teil auch körperlich anstrengend sein können. Dies gilt zumindest für das Einstiegsgehalt, denn auch hier kann man sich weiterqualifizieren.

Doch leider gilt ganz allgemein, auch für gut ausgebildete Fachkräfte, die sich weiterbilden und oft sogar mehr praktische Berufserfahrung haben als Studenten, dass Führungspositionen in Unternehmen oftmals Akademikern vorbehalten bleiben. Diese sogenannte „gläserne Decke“, an die man stößt, macht einen weiteren Aufstieg häufig unmöglich.

Auch hat man mit einer Ausbildung oftmals weniger Flexibilität bei der Berufswahl, während Studienabgänger durch ihre umfangreiche Wissensbasis, aber auch durch die Erfahrungen bzw. Anforderungen des Studiums an selbständiges Arbeiten, eine recht große Flexibilität mit sich bringen.

 

Duales Studium: Eine mögliche Alternative

Falls Sie sich nicht entscheiden können, ob Sie ein Studium oder eine Ausbildung das richtige für Sie ist, dann könnte eventuell ein duales Studium eine geeignete Alternative sein. Wer sich für diese Variante entscheidet, der hat am Ende sowohl einen Berufsabschluss als auch den Bachelorabschluss einer (Fach-)Hochschule in der Tasche.

Ein duales Studium bietet im Vergleich zu klassischen Studiengängen einen deutlich höheren Praxisanteil, denn es gibt hier zwei Lernorte: den Ausbildungsbetrieb und die Hochschule. Wenn Sie sich für das duale Studium entscheiden, dann sind Sie nicht ausschließlich an einer Hochschule eingeschrieben, sondern haben gleichzeitig auch einen Ausbildungsvertrag mit einem Unternehmen. Diese Aufteilung kann durch den höheren Praxisbezug hilfreich, aber auch herausfordernd sein. Das Angebot an dualen Studiengängen ist mittlerweile sehr breit aufgestellt. Beliebte duale Studiengänge sind beispielsweise Betriebswirtschaft, Informatik oder Ingenieurberufe, aber selbst die Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger kann man inzwischen auch als duales Studium absolvieren.

 

Finanzierung durch Studienkredit

Für die ganz oder teilweise Finanzierung eines Studiums, aber auch falls das Geld für eine sonstige Aus- und Fortbildung nicht reicht, besteht die Möglichkeit, einen Studienkredit bzw. Ausbildungskredit in Anspruch zu nehmen.

Beliebt und relativ zinsgünstig sind staatlich geförderte Kredite, zum Beispiel von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Um diese Kredite in Anspruch zu nehmen, muss man eine Hochschule oder BAföG-anerkannte Schule besuchen und dabei einige weitere Kriterien erfüllen. Flexibler oder teilweise gänzlich ungebunden hinsichtlich der Verwendung sind allgemein durch Banken angebotene Kredite, die auch zur Aus- und Weiterbildung verwendet werden können. Ausbildungskredite online vergleichen lohnt sich daher, bzw. auch ob Kredite staatlich gefördert und an bestimmte Verwendungszwecke gebunden sind oder nicht.

Wer sich nach einer Ausbildung für eine staatlich anerkannte Weiterbildung entscheidet, der kann auch Aufstiegs-Bafög nach dem Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz (AFBG) in Anspruch nehmen, zumindest falls die entsprechende Fortbildung im Berufsbildungsgesetz (BBiG) und der Handwerksordnung aufgeführt ist. Typische geförderte Fortbildungen wären die zum Fachwirt oder Meister oder die Weiterbildung an einer Erzieher- oder Technikerschule. Die Förderung erfolgt zu 50 % als nicht rückzahlbarer Zuschuss und zu 50 % als zinsgünstiges Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).

 

Nach der Ausbildung studieren

Zwei Ingenieure bei der Arbeit
Vom Elektroniker zum Elektroingenieur – auch ohne Abitur möglich

Wer über die allgemeine Hochschulreife oder das Fachabitur verfügt, aber eine Ausbildung macht, der kann natürlich auch nach der Ausbildung noch studieren und sein eher praktisches Wissen durch ein Studium weiter vertiefen. Haben Sie dagegen einen Realschul- oder Hauptschulabschluss, dann müssen Sie alternative Zugangsvoraussetzungen erfüllen. Bei vielen Studiengängen ist auch ein Einstieg ohne (Fach-)Abitur möglich, wenn man vorab eine mindestens zweijährige, fachlich einschlägige Ausbildung beendet hat und mehrere Jahre Berufserfahrung nachweisen kann. Alternativ kann es in einigen Fällen auch ausreichen, statt der meist geforderten 2-3 Jahre Berufserfahrung eine fachliche Fortbildung nachzuweisen. An manchen Hochschulen ist es erforderlich, zusätzlich eine Zugangsprüfung abzulegen.

Ein Praxisbeispiel: Wer eine Ausbildung zum Elektroniker abgeschlossen hat, der kann mit dieser Ausbildung und entsprechender Berufserfahrung in der Regel problemlos ein Studium beispielsweise zum Elektrotechnik-Ingenieur an einer Fachhochschule beginnen.

Auf jeden Fall sollte man sich vorab über die an seiner Wunsch-Hochschule für den entsprechenden Studiengang geltenden Regeln für ein Studium ohne (Fach-)Abitur informieren.

 

Entscheidungshilfe: Fragestellungen, die weiterhelfen

Wer sich nur schwer entscheiden kann, ob er studieren oder eine Ausbildung absolvieren sollte, dem können folgende Fragestellungen bei der Entscheidung helfen:

  • Arbeite ich lieber praktisch oder theoretisch? Hilft es mir, meinen Arbeitserfolg zu sehen?
  • Was sind meine Interessen, Stärken und Schwächen? (z.B. handwerklich, wissenschaftlich etc.)
  • Wie lange kann ich mich auf das Lernen konzentrieren und wie gut kann ich mich dazu motivieren? Tauche ich gerne tief in Themen ein oder muss ich mich dazu zwingen?
  • Kann ich gut eigenverantwortlich lernen oder brauche ich klare Vorgaben, an die ich mich halten muss und die kontrolliert werden?
  • Wie sind meine Gehaltsaussichten und beruflichen Chancen je nach Ausbildungs- oder Studienabschluss?
  • Wie wichtig ist mir ein hohes Gehalt und strebe ich nach einem Posten mit Führungsverantwortung?
  • Wie kann ich mein Studium oder meine Ausbildung finanzieren? Ist es mir möglich, nebenbei zu arbeiten?

 

Beratungsstellen aufsuchen

Was soll ich nur werden? - Diese Frage stellen sich sicherlich viele junge Erwachsene. Bei der Entscheidungsfindung kann Ihnen eine Berufsberatung helfen, z.B. angeboten von der Agentur für Arbeit. Mittels umfangreicher Tests kann man dort Ihre Interessen, Fähigkeiten und Persönlichkeitseigenschaften herausfinden und welche Berufsfelder dementsprechend für Sie am besten geeignet sind. Die Arbeitsagentur betreibt an vielen Standorten auch spezielle Berufsinformationszentren (BiZ), die umfangreiche Unterstützung anbieten.

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